Am ersten Weihnachtstag 2016 ist unser langjähriger Präsident und Ehrenpräsident Hubert Oebels, der der Scuderia Colonia als Gründungsmitglied seit ihren Anfängen 1960 angehört hat, wenige Wochen vor der Vollendung seines 94. Lebensjahres verstorben. Der Rheinländer aus Düren bestritt in den 1950er und 60er Jahren zahlreiche Rennen, wobei er im April 1954 während der Teilnahme an der Pfälzischen Zuverlässigkeitsfahrt den späteren Ferrari-Formel-1-Piloten Wolfgang Graf Berghe von Trips kennen lernte. Nach der Veranstaltung, bei der Graf Trips die Goldplakette und Hubert Oebels die Bronzemedaille einheimsten, begann eine Freundschaft unter Rennsportlern, die erst mit dem Unfalltod des Grafen Trips im September 1961 in Monza zu Ende gehen sollte.
Über diesen schicksalsträchtigen Tag hinaus blieb Hubert Oebels sein Leben lang dem Grafen verbunden. Bei seinen insgesamt 188 Renneinsätzen war der Privatier durchaus so schnell, dass er sich für höhere Aufgaben empfahl. Ein auf Vermittlung von Trips denkbares Engagement bei Porsche lehnte er dennoch ab, da er sich seinem eigentlichen beruflichen Standbein, seinem Kaffeegeschäft im heimischen Düren, zu sehr verbunden fühlte. Für einen Start beim AVUS-Rennen 1955 in Berlin konnte er dennoch einmal einen der seltenen und schnellen Porsche 550 Spyder pilotieren. Stolz signierte Bert Oebels bis zuletzt Autogrammkarten, die ihn mit Schalenhelm im vollen Einsatz am Steuer des Boliden mit der Nummer Vier auf der schnellen Geraden der Berliner Stadtautobahn zeigten. Starts in Formelautos lagen ihm hingegen nicht, die Rennen in den Wagen mit den freiliegenden Rädern erschienen ihm zu risikoreich und zu unsicher.
So bestritt er seine Karriere auf Autos der Marken Porsche, Borgward und Volvo sowie auf den kleinen BMW 700, mit denen er sogar zu Beginn der sechziger Jahre den belgischen Meistertitel einfahren konnte. Beschafft wurden die BMW von der Scuderia Colonia, zu deren Gründungsmitgliedern Oebels im Januar 1960 auf persönliche Einladung von Graf Trips gehörte. Im Rahmen der Clubarbeit engagierte sich Bert Oebels fortan neben eigenen Rennaktivitäten auch bei Lehrgängen auf dem Nürburgring sowie der Nachwuchsförderung. Zu Beginn der Kartsportära zählte er zeitweilig zu den ersten Importeuren der kleinen Flitzer, die Graf Trips Ende der Fünfziger bei einem Rennen in Amerika entdeckt und auf dem Heimflug mit nach Deutschland gebracht hatte. Ein besonderes Hobby des Motorsportenthusiasten Hubert Oebels war die Dokumentation mit der eigenen Filmkamera. Auf über 3000 Meter Schwarz-weiß- und Buntfilmmaterial summiert sich die stattliche Sammlung, die von Kennern und Experten bis heute als einzigartig geschätzt wird, enthält sie doch nicht nur seltene Farbaufnahmen vom letzten Start des Grafen Trips sondern auch von Lehrgängen u. a. mit dem damals populären Schauspieler und Hobbyrennfahrer Gunther Philipp sowie zahlreiche Eindrücke von den großen Rennen der damaligen Zeit.
Zahlreiche Anekdoten hielt Oebels auch nach seiner aktiven Karriere für seine Zuhörer bereit, als er von 1971 bis 1975 und später erneut zwischen 2001 und 2003 die Präsidentschaft über die Scuderia übernahm, um das Gedenken an seinen verstorbenen Sportkameraden Graf Berghe von Trips in Ehren zu halten. Das tat er auch als Leiter des Valvoline-Renndienstes, den er bis 1998 über mehr als zwanzig Jahre betreute. Denn auch viele Jahre nach der Ära des Grafen Trips stand er Zeitungsjournalisten und zahlreichen Fernsehdokumentationen zur Verfügung, um über seine Erlebnisse von einst zu berichten. Einmal saß er mehrere Stunden im seinerzeit von Graf Trips in Italien gebauten TCA-Formel Junior Wagen des Horremer Rennsportmuseums, um am Ende knapp zwei Minuten des langen Interviews im fertigen Film zu sehen.
Noch nach der Jahrtausendwende fuhr er quasi als „lebende Legende“ auf historischen Porschemodellen seines Dürener Freundes (und heutigen Vizepräsidenten der Scuderia Colonia), Eberhard Hess, bei der Kerpener Graf-Trips-Gedächtnisfahrt mit. Als Oebels den weißen Porsche 356 im Fahrerlager abstellte und lächelnd das endgültige Finale seiner Laufbahn verkündete, hatte er letztlich an über 300 motorsportlichen Wettbewerben aktiv teilgenommen.
Einen jedoch hat er über all die Jahre hinweg nie vergessen. Als einziges Mitglied der Scuderia Colonia war er dem damaligen Vereinspräsidenten, Graf Berghe von Trips, am 10. September 1961 in den Königlichen Park von Monza zum WM-entscheidenden Grand Prix von Italien gefolgt. Kurz vor dem Start traf man sich im Cafe vor den Boxen auf einen letzten Espresso. Graf Trips, der mit seinem Ferrari aus der Pole Position starten sollte, trug bereits seinen Rennoverall und hatte kein Geld bei sich. „Zahl Du bitte den Kaffee, ich übernehm dann später den Schampus, heute Abend rechnen wir ab!“ zitierte Hubert Oebels die Abschiedsworte seines Freundes noch Jahre später viele Male. Den tödlichen Unfall des Grafen in der zweiten Runde hat Bert Oebels, der den Start auf der Tribüne mit der Filmkamera festhielt, selbst nicht miterlebt, wohl aber noch die Aufräumarbeiten dokumentiert.
So, wie er Graf Trips zeit seines Lebens in würdevoller Erinnerung behalten hat, werden wir, die Scuderia Colonia, unserem Gründungsmitglied und Ehrenpräsidenten Hubert Oebels ein ehrenvolles Andenken bewahren.