Erfolgreiche Partnerschaft: Scuderia Colonia und Pütz Motorsport: Im Dezember verstarb unser Clubmitglied Dieter Pütz nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 60 Jahren.
Seit vielen Jahren schon betreut die Firma Pütz Motorsport aus Mechernich in der Eifel äußerst erfolgreich die Porsche-Rennwagen der siegverwöhnten Fahrer unseres Clubs. Die von Dieter Pütz und seinem Team vorbereiteten Porsche 911 RSR schrieben schon zu Beginn ihrer Einsatzzeit Mitte der siebziger Jahre in der Deutschen Rennsportmeisterschaft Geschichte. Der grüne Vaillant RSR von Porsche Kremer, den einst u. a. der Franzose Bob Wollek pilotierte, wird seit Jahren schon von Pütz eingesetzt und beispielsweise von den Porschelegenden Uwe Alzen und Klaus Ludwig beim Egon’s 500 im Rahmenprogramm des ADAC 24 Stunden Rennens auf dem Nürburgring aufs Podium gesteuert. Der zweite große 911er, ein 1973er inzwischen gelb lackierter RSR, auf dem unser früherer Clubmeister „Pedro Sanchez“ unter anderem die Vizeeuropameisterschaft für historische Sportwagen erringen konnte, ist einst in den gelb-roten Farben von Porsche Kremers Kölner Dauerrivalen Georg Loos und seinem Gelo-Racing-Team an den Start gebracht worden. Als im Jahre 2006 erstmals die ADAC Classic Trophy für Fahrzeuge bis Baujahr 1971 ausgeschrieben wurde, waren die großen RSR-Boxer aus dem Geschäft. Daher traten unsere „Sanchez-Brüder“ mit einem von Pütz aufgebauten 1971er Porsche 911 ST an und jagten den schwarzen Elfer mit der markanten orangen Haube von Erfolg zu Erfolg. Am Ende stand der Premierentitel in der neuen Classic Trophy! Die gut funktionierende Partnerschaft zwischen Pütz und unseren „Mexikanern“ Pedro und Luca Sanchez hat sich über die Jahre weiter gefestigt und mancher Pokal konnte der stetig wachsenden Sammlung hinzugefügt werden. 2018 gelang der Allianz aus Rheinländern und Eifelern erneut ein Premierencoup: sie gewannen die erstmalig ausgetragene „Deutsche Historische Automobilmeisterschaft“! Dabei beschränkt sich das Rennsportengagement von Pütz Motorsport nicht auf die Wartung und Vorbereitung der Wagen für andere Fahrer. Auch Dieter Pütz’ Neffe Ingo greift seit Jahren selbst ins Lenkrad und steuert in der FHR-Langstreckenserie zusammen mit Markus Dünkelmann einen Porsche 911 ST und der HTGT und einen der ersten so genannten 904-„Plastik-Porsche“ mit geklebter Kunststoffkarosserie.
Lotus und das Scuderia Colonia Formel-1-Team: Als die Scuderia Colonia 1960 gegründet wurde, war unser erster Präsident, Wolfgang Graf Berghe von Trips, Werksfahrer der Scuderia Ferrari und somit in den höchsten internationalen Motorsportklassen unterwegs. Neben Sportwagenrennen bestritt er auch die Formel-1-Läufe und gewann 1961 zwei Grand Prix Rennen in Zandvoort (Niederlande) und Aintree (England) für die Mannschaft von Enzo Ferrari. Er war damit zwar der erfolgreichste, aber nicht der einzige Fahrer der Scuderia Colonia in der Formel 1! Der Düsseldorfer Wolfgang Seidel, der bereits Anfang der 1950er Jahre auf Veritas und Maserati im Grand Prix Zirkus unterwegs war, hatte 1958 mit Graf Trips im Ferrari-Werksteam die 24 Stunden von Le Mans bestritten und war eines der Gründungsmitglieder der Scuderia Colonia im Januar 1960. Gemeinsam mit seiner Frau betrieb er einen Automobilhandel in der rheinischen Landeshauptstadt. Beide organisierten gemeinsam die meisten der über zwanzig unter der Bewerbung der Scuderia Colonia durchgeführten privaten Formel-1-Einsätze in den frühen sechziger Jahren. Auch an jenem schicksalhaften 10. September 1961, als Wolfgang von Trips im Rennen um den WM-Titel in Monza sein Leben verlor, stand Seidel mit dem weißen Lotus der Scuderia Colonia als 28. von 33 Qualifizierten im Starterfeld, das Graf Trips zum ersten und leider einzigen Mal in seiner Karriere von der Pole Position aus anführte. Der Wagen, den Wolfgang Seidel an diesem Tag steuerte, war der Lotus 18 mit der Chassisnummer 373. Er setzte den 1960 noch für die bis dahin geltende 2,5 Liter Formel gebauten ehemaligen Werkswagen des Team Lotus in der Saison 1961 außerdem beim Grand Prix von Belgien in Spa-Francorchamps, beim Sieg von Graf Trips im englischen Aintree sowie beim deutschen WM-Lauf im August auf dem Nürburgring ein. Ferner fuhr Seidel den Lotus 18/373 bei etlichen nicht zur Weltmeisterschaft zählenden Formel-1-Rennen, die zu jener Zeit noch recht häufig abgehalten wurden. So startete er damit beim Grand Prix de Pau in Frankreich, in Brüssel, Wien und Syracus auf Sizilien. In England bestritt er mit dem Lotus 18, auf dem Jim Clark im Jahr zuvor seine ersten WM-Punkte eingefahren hatte, das BARC 200 in Aintree, die London Trophy in Crystal Palace und die Silver City Trophy in Brands Hatch sowie am Saisonende das berühmte Gold Cup Race in Oulton Park. In der terminlich dicht gedrängten Saison trat der Düsseldorfer Privatier außerdem beim Solitude Grand Prix bei Stuttgart, im italienischen Modena sowie beim Flugplatzrennen in Zeltweg an. Dabei ist Chassis 373 bereits der zweite Lotus 18, der in der damals für deutsche Rennwagen der Scuderia Colonia noch üblichen weißen Lackierung auf den Pisten anzutreffen war. Das Schwesterfahrzeug, der bereits von Anfang an für das ab 1961 geltende 1,5-Liter-Reglement gebaute Lotus 18/914, mit dem seinerzeit der Franzose Maurice Trintignant und der Schweizer Michael May für Wolfgang Seidels Team unterwegs waren, wird bereits seit einiger Zeit von unserem englischen Clubmitglied Nick Taylor in der Historic Grand Prix Car Association für Grand Prix Wagen bis Baujahr 1965 eingesetzt. Im letzten Herbst wurde bekannt, dass der englische Rennfahrer Nick Fennell, der unter anderem einen Ex-Jim-Clark Lotus 25 pilotiert, mit dem Lotus 18/373 einen weiteren Wagen, den einst der zweifache schottische Formel-1-Weltmeister gefahren hat, in der HGPCA einsetzen will. Fennell hat den Wagen so restauriert, wie er einst für die Scuderia Colonia in der Saison 1961 gemeldet worden ist. Gemeinsam arbeiten wir daran, die Geschichte der ehemaligen Scuderia Colonia Formel-1-Wagen aufzuarbeiten. So ist beispielsweise noch die Frage offen, ob und falls ja welcher der beiden von Wolfgang Seidel eingesetzten Lotus 18 einst in dem 1972 geschlossenen Automobilmuseum in Nettelstedt ausgestellt worden war. Laut Clive Chapman, dem Sohn des Lotus-Gründers Colin Chapman und Besitzer des Classic Team Lotus, hat in Nettelstedt einst ein Lotus 18 als Teil der Dauerausstellung gestanden. Vielleicht kann uns ein Leser Näheres hierzu mitteilen?! Ursprünglich hatten wir geplant, uns im April beim Jim-Clark-Revival in Hockenheim gemeinsam mit Nick Taylor und Nick Fennell über diese und andere Fragen zur Historie der beiden (Ex-)-Scuderia-Colonia-Lotus 18 auszutauschen…aber keine Sorge, das werden wir bei nächster Gelegenheit nachholen.