Die Scuderia nimmt Abschied von zwei Ehrenmitgliedern
Am Osterwochenende hat die Scuderia gleich von zwei Ehrenmitgliedern Abschied nehmen müssen, die zu den letzten und engsten Zeitzeugen und Weggefährten unseres Clubbegründers Wolfgang Graf Berghe von Trips gezählt werden konnten.
Sir Stirling Moss (1929-2020)
Am Ostersonntag verstarb die britische Rennlegende Sir Stirling Moss im Alter von 90 Jahren in London. Moss, etwas über ein Jahr jünger als Graf Trips, hatte bereits 1948 mit dem Motorsport in der Formel 3 angefangen und war schon 1951 in die Formel 1 aufgestiegen, als unser Renngraf seine ersten Schritte im Motorradsport unternahm. Vieles hat die beiden Spitzenfahrer seitdem miteinander verbunden. 1955 gingen beide für das Mercedes – Werksteam an den Start, Moss sowohl im Sport- wie im Formel-1-Wagen. Graf Trips fuhr für die Schwaben einige Sportwageneinsätze, zunächst im SL-Flügeltürer in Schweden, später ebenfalls wie Moss im großen SLR – Rennsportwagen bei der Tourist Trophy im nordirischen Dundrod. Als Mercedes sich Ende 1955 vom Rennsport zurückzog, mussten sich beide Fahrer nach einem neuen Rennstall umsehen. Ein im Archiv der Trips‘schen Sportstiftung hinterlegter Briefwechsel zwischen Moss und Trips belegt die enge Freundschaft der beiden: unser Renngraf fragte seinen englischen Teamkollegen um Rat hinsichtlich eines neuen Rennstalls und freier Cockpits - Moss antwortete mit einer umfangreichen Adressliste britischer Rennfirmen. Der Engländer heuerte nur kurzzeitig in Italien bei Maserati an und setzte seine Karriere ab 1957 bei britischen Teams fort. Graf Trips wurde 1956 von Ferrari engagiert, wo er bis 1961 blieb. Moss gehörte in den Jahren 1955-61 fortlaufend zur Weltspitze gehörte und wurde mehrmals Vizeweltmeister, Trips hingegen musste sich den Weg durch die Königsklasse lange und hart erkämpfen. Als er am 10. September 1961 schließlich in Monza von der Pole Position aus in das Rennen startete, das ihm den Weltmeistertitel hätte einbringen sollen, hatte ihm außer seinen Ferrari-Teamkollegen nur noch Stirling Moss im unterlegenen Lotus auf den Fahrerstrecken von Monaco und auf dem Nürburgring Paroli bieten können. Gerade diese beiden Siege zeichneten Stirling Moss‘ fahrerische Klasse aus. Unvergessen seine Geste, als er nach dem Sieg in der Eifel Graf Trips vor dessen Heimpublikum mit unter den Siegerkranz nahm. Es sollte der 16. und letzte Grand Prix für Stirling Moss werden … . Wir verneigen uns vor einem der ganz Großen unseres Sports, der sich über die Ehrenmitgliedschaft der Scuderia sehr gefreut hat. Farewell, Sir Stirling!
Matthias Wasel sen. (1927-2020)
Am Karsamstag, nur einen Tag vor Stirling Moss, ist unser langjähriges Ehrenmitglied Matthias Wasel sen. im Alter von 92 Jahren verstorben. Genau wie Graf Trips aus Horrem begann Wasel aus dem benachbarten Neu-Bottenbroich seine Karriere auf dem Motorrad mit Geländefahrten. Und beide wurden 1954 Deutscher Meister: Graf Trips im 1600er Porsche und Matthias Wasel im Motocross auf seiner 350er Matchless, nachdem er bereits von 1952 bis ´54 mehrfacher ADAC-Gaumeister im Motocross geworden war. Bis Mitte der siebziger Jahre war Matthias Wasel im Touren- und Sportwagen wie z. B. dem Alfa Romeo TZ oder der Giulietta auf der Rundstrecke wie bei Bergrennen aktiv. Unvergessen das Foto seines Ferrari 275 GTB in der Steilwandkurve des Karussells am Nürburgring. Längst hatte Matthias Wasel, der bis in die siebziger Jahre aktiv war, die Rennhandschuhe an seine erfolgreichen Söhne Matthias und Thomas (im Foto r. u. l.) weitergegeben. Sie setzten die Familientradition auf vier Rädern fort, fuhren am Ring sowie auf anderen Rundstrecken zahlreiche Siege und Pokale ein und wurden sehr zur Freude ihres Vaters selbst Clubmeister der Scuderia Colonia, die der Senior bis zum Schluss großzügig unterstützte. Auch dafür möchten wir uns an dieser Stelle noch einmal sehr herzlich bedanken! Wir werden Matthias Wasel sen. ein würdiges Andenken bewahren. Maach et joot, Mättes!
Test-und Einstellfahrten der FHR auf dem Nürburgring: Nach all dem Stillstand kam es einigen wie eine Erlösung vor: Bei kühlen 11 Grad, frischem Wind und zwischenzeitlichem Niesel – kurzum typischem Eifelwetter – dröhnten Ende Mai endlich wieder die Motoren und die Fahrer historischer Sport- und Tourenwagen sowie diverser Formelfahrzeuge konnten die Rennstrecke des Nürburgrings wieder unter die Räder nehmen! Unter Einhaltung strenger Abstands- und Hygienevorschriften hatte die FHR es ermöglicht, die sonst schon im März stattfindenden Test- und Einstellfahrten in der Eifel durchzuführen und auch unsere Teams und Fahrer von der Scuderia Colonia waren natürlich mit dabei. Heinz Stüber (siehe Portrait in CURBS #36) brachte seinen Porsche 944 turbo mit zum Ring, Pütz Motorsport hatte für die Sanchez-Brüder den 911ST und den Ford GT40 präpariert. Während der ST relativ schnell abgestimmt war, ließ man sich mit dem GT40 Zeit für ein umfangreicheres Testprogramm. Nachdem es beim Saisonfinale noch ein Feuer an der vorderen Bremsanlage gegeben hatte – wer den neuen Le Mans-Film neulich im Kino gesehen hat, weiß, dass mit sowas beim GT40 nicht zu spaßen ist - war diese über den Winter komplett überarbeitet worden und sollte nun einer genauen Prüfung unter Rennbedingungen unterzogen werden. Ursprünglich hatte man sich sogar vorgenommen, eine einstündige Rennsimulation mit der Ford-Flunder durchzuführen, aber eine Ölspur im Bereich Hatzenbachbogen ließ dies nicht zu. Unser Clubmitglied Eberhard Baunach prüfte seinen rot-weißen 911 RS auf Herz und Nieren und zwei Jahre, nachdem der schwarze Morgan Plus 8, den die Fans von zahlreichen Einsätzen beim 24 Stunden Rennen her kennen, bei einem Unfall während der Nürburgring Classic schwer beschädigt worden war, führte Christian Bock den neu aufgebauten englischen Klassiker erstmalig wieder zu einem Funktionstest an den Ort des Geschehens zurück. Nachdem anfängliche Probleme mit der Lichtmaschine behoben waren, zeigte man sich letztlich doch sehr zufrieden mit dem Wiederaufbau. Überhaupt sah man viele zufriedene Gesichter im Fahrerlager, wo man sich trotz aller in Kauf genommenen coronabedingten Einschränkungen darüber freute, endlich wieder schrauben und fahren zu können. Auch, wenn es wohl noch eine Weile dauert, bis es soweit ist, fiebern nach dem gelungenen Auftakt nun alle gespannt dem Moment entgegen, wenn die erste Rennampel der Saison endgültig auf Grün geschaltet wird!